A Hard Rain`s A-Gonna Fall - Ein Lied wird Leinwand - bis 16. März
Text (hier Auszüge) von Jutta Hamberger
Erschienen auf Osthessen News
Dylan ist ein Poet unter den Sängern. Sein "A hard rain’s a-gonna fall" nimmt uns auf eine Reise mit – durch ein ziemlich düsteres Amerika, und das wirkt 62 Jahre nach der Erstveröffentlichung geradezu brutal aktuell. Noch mehr aber ist der Song eine Reise zu uns selbst. Denn Dylan stellt darin Fragen, an denen wir uns besser nicht vorbeimogeln: Wo warst Du? Was hast Du gesehen? Was hast Du gehört? Wen hast Du getroffen? Und was wirst Du jetzt tun?
Dylan im Vonderau Museum – das geht? Und wie das geht! Museumsleiter Dr. Frank Verse wies in seiner Begrüßung daraufhin, dass Fulda aktuell ein wahrer Dylan-Hot Spot sei, denn nicht nur die Ausstellung im Vonderau Museum setzt sich mit ihm auseinander, in der Galerie Bilder Fuchs werden gerade Originale von Dylan präsentiert. Und der Gang vor dem Fürstensaal wird ab morgen ebenfalls zur Dylan-Galerie umfunktioniert. Bereits zum vierten Mal findet in Fulda eine Ausstellung zu einem Dylan-Song statt, und auch diesmal beteiligen sich wieder Hobbykünstler und Profis, 43 sind es in diesem Jahr. Etwa 50 Prozent kommen aus der Region, die anderen hatten weitere Wege, etwa aus Spanien, Dänemark, den USA oder Neuseeland. Initiiert und kuratiert wurde die Ausstellung von Hermann Diel und Karl Wiegard.
Der ausgewählte Dylan-Song fange seismografisch die Möglichkeit der Apokalypse ein und halluziniere die Katastrophe, er drehe die Idylle von Jack Kerouacs "On the road" in ihr Gegenteil, befand Holk Freytag. Mag man so sehen, muss man aber nicht. Freytag zitiert Dylan, der einmal gesagt hat: "Die Welt wird nicht von Gott regiert, aber auch nicht vom Teufel." Stimmt – sie wird von Menschen regiert. Und genau darum geht es in diesem Song.
"A hard rain’s a-gonna fall” markiert Dylans Hinwendung von der Folk- zur Rockmusik. 1963 muss dieser Song in manche Ohren förmlich eingeschlagen haben. Denn die US-Billboards wurden damals von den Beach Boys, den Drifters, Frankie Valli & The Four Seasons, Martha Reeves & The Vandellas, Bobby Vinton, Peggy Marsh oder Sam Cooke beherrscht. Es ging um Liebe, Liebeskummer und Liebesglück – und das wurde meist in knapp 3 Minuten und recht lieblich abgehandelt. Und dann kommt dieser schlaksige Kerl mit seiner Akustik-Gitarre und knarzt "A hard rain’s a-gonna fall". Ein Frage-Antwort-Lied. Eine eingängige, einfache Melodie, die auf wenigen Akkorden aufbaut. Und ein Text, der wie ein Faustschlag in die Magengrube ist. Ach ja: Nachdem die Beatles Bob Dylan kennengelernt hatten, war mit "Love me do" und "I wanna hold your hand" ein für alle Mal Schluss. Es ist sicher keine Übertreibung, wenn man Dylan und die Beatles für die einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts hält.
Dylan hat seinen Song einmal "one long funeral song" genannt. Besingt er also die Apokalypse und das Ende? Ich meine, nein – denn es ist ja nicht der Teufel, der regiert. Der Song feiert auch all das Schöne, das unsere Welt zu bieten hat – nur eben nicht so lyrisch-romantisch wie Louis Armstrongs "What a wonderful world" (1967). Der Mensch regiert die Welt – und er bewahrt sie, oder er zerstört sie. Damit man weiß, was man tut, sollte man mit wachem Blick durch die Welt gehen und zuhören. Man muss sich der Welt öffnen und sie in all ihrer Farbe, Düsternis, Pracht und Schrecklichkeit so sehen, wie sie ist. Postfaktisch hilft uns hier nicht weiter, Nachdenklichkeit hingegen schon.
In meinen Ohren ist dieser Song traurig, nachdenklich und hoffnungsfroh zugleich – und auch eine Aufforderung, nicht einfach auf dem Sofa vor der Glotze zu sitzen und alles über sich ergehen zu lassen. "A hard rain’s a-gonna fall” schwelgt in Ambiguität. Man kann diesen Song unzählige Male hören, und je nachdem, wann und wie man ihn hört, kann man ihn als Aufruf, als Wachrütteln, als Reflexion, als Warnung, als Dystopie oder als Liebeserklärung verstehen: "I met a girl who gave me a rainbow". Den Regenbogen gibt’s nämlich auch bei Dylan, aber eben nicht umsonst. Ich verstehe den Song auch als Anweisung, niemals den Mut zu verlieren, sondern für das zu kämpfen, was man als richtig erkannt hat: "And I’ll tell it and speak it and think it and breathe it".
Die in der Ausstellung gezeigten Werke deuten Dylans Song überwiegend apokalyptisch – greifen Krieg, Tod und Umweltzerstörung auf. Das liegt angesichts unserer Zeit nahe: Kriege in der Ukraine, im Gaza, im Kongo und im Sudan, um nur ein paar zu nennen – und ein Klimawandel, der längst nicht so weit oben auf der Agenda steht, wie er es angesichts der Dringlichkeit müsste. Manche Künstler greifen Textzeilen oder einzelne Worte auf. Andere fertigen Dylan-Porträts an. Dylans Kreativität mit Worten und Tönen setzt sich hier in Bildern und Installationen fort. Es ist eine beeindruckende Schau, am besten setzen Sie sich beim Rundgang gleich Kopfhörer auf und hören Dylan-Songs. Auch das ist eine Botschaft dieser Ausstellung: Kunst kann die Welt retten, wenn man sie lässt. Sie kann Augen- und Ohrenöffner, Synapsenerweiterung, Freudentaumel, Trauerbewältigung und Resilienztraining sein. Dafür sorgt auch das breitgefächerte Programm rund um die Ausstellung, die Sie noch bis zum 2. März besuchen können.
VORSCHAU 2025
4. April - Ein Abend mit dem Spätlesereiter
Vor 275 Jahren, so will es die Erzählung, verspätete sich der Bote des Fuldaer Fürstbischofs mit der Freigabe der Weinlese im Rheingau. Die Spätlese war erfunden - wir feiern mit Vortrag und Weinverkostung. Anmeldung unter: 0661 - 10 232 10 oder info@freundedesmuseums.de
14. September - Malfestival25 im Museumshof
Hobby-Künstler stellen aus. Anmeldung unter 0661 - 10 232 10 oder info@freundedesmuseums.de
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Wir fördern und unterstützen Ausstellungen, finanzieren Exponate, führen eigene Veranstaltungen durch, sind kunstinteressiert und der Stadt und dem Landkreis Fulda in Hessen verbunden. Wir möchten bewahren, Interesse wecken, neugierig machen und heimische Kultur fördern. Wir unterstützen die museumspädagogische Arbeit und verstehen das Vonderau Museums als Ort lebendigen Erlebens von Gestern, Heute und Morgen.
Wir fördern und unterstützen vielfältige Ausstellungen im Vonderau Museum, die ein breites Spektrum an Kunst, Kultur und Geschichte abdecken.
A Hard Rain`s A-Gonna Fall - Das Lied Bob Dylans von unterschiedlichen Malerinnen und Malern künstlerisch interpretiert. Bis 16. März im Vonderau Museum und im Stadtschloss.
Archive - Gedächtnis der Menschheit - 25.9. bis 2.11.
In diesem Jahr (2025) findet der Deutsche Archivtag in Fulda statt. Anlass für uns, gemeinsam mit dem Team des Vonderau Museums die Vielfalt der hier am Ort und in der Region ansässigen Archive in einer Ausstellung zu präsentieren.
Museum am Mittag - im Konzeptkaufhaus Karl
Öffentliche Kurzführung im Rahmen der Ausstellung „Unter einem Dach – 12 Museen entdecken“
Eintritt frei
Die halbstündige Führung durch die Ausstellung der Fuldaer Museen im Konzeptkaufhaus KARL ermöglicht einen kurzweiligen Einblick in Fuldas Museumswelt in der Mittagspause. Info: 0661-10232 10.
Dank unserer Unterstützung können im Vonderau Museum faszinierende Exponate präsentiert werden, die Einblicke in vergangene Zeiten und Kulturen bieten.
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